12.02. The Decemberists (Prime Club, Köln) | 09.03. The Killers (Palladium, Köln) | 27.03. Fall Out Boy (Live Music Hall, Köln) | 18.04. Maximo Park (1LIVE-Salon, Köln) | 08.05. Bloc Party (E-Werk, Köln) | 25.05. Roger Cicero (LTU-Hangar 8, Düsseldorf) | 01.06. - 03.06. Rock Am Ring (Nürburgring, Nürburg) | 16.10. Maximo Park (E-Werk, Köln) | wird fortgesetzt
Ja, liebe Leser, liebe Leserinnen, da hat der Papa Herr Schmidt sich doch glatt die Mühe gemacht und 13 Songs von 11 Auftritten bei Rock Am Ring zu filmen. Und damit nicht genug, hat er sie auch noch in das WWW gestellt. Freunde, und weil das hier ein Dienstleistungs-Blog ist, müsst Ihr die Videos nicht selber suchen, sondern bekommt eine praktische Auflistung.
Bitte sehr:
Es ist 12.00 Uhr: Das Rührei brutzelt in der Pfanne, das Kaffeewasser köchelt und Captain Kück hat sein erstes Bier geöffnet. Was gestern noch neu und ungewohnt erschien, ist heute schon normal und liebgewonnene Tradition. Während ich also mit dem Messer in der Pfanne rumstocher, um das Rührei in Bewegung zu halten, baut das Gros unserer Nachbarschaft ihre Lager ab. Die gestern noch im eigenen Müll sitzenden Rocker räumen sogar ihren Abfall zusammen. Nur vereinzelt werden Zelte und Stühle einfach zusammengetreten...
Gegen 15.30 Uhr stehen wir mit unseren Weg-Bierchen an der Haltestelle des Shuttle-Busses. Es ist die bittere Realität: Die letzten zwei Tage haben uns alte Säcke so mitgenommen, dass wir unsere letzten Kraftreserven nicht für den Gewaltmarsch zum Festivalgelände aufbrauchen wollen. Würden wir per pedes losziehen, wären wir wohl spätestens bei The Kooks auf persönliche Altenpfleger angewiesen.
Die Fahrt war lustig, der Fahrer wohl besoffen. Egal, jetzt sind wir also (zum ersten Mal) entspannt am Haupteingang angekommen und begeben uns aufs Festivalgelände. Ich, der heute Dixie-Klo und Plastiktüte abgeschworen hat, bin auf der Suche nach dem bequemen Porzellan und ja, wen trifft man auf dem Weg dorthin?!? - Den Herrn R. aus Solingen. Die Welt ist ein Vampir Dorf.
17.00 Uhr: Good Charlotte inkl. Joel Reuben Madden, der mit seiner Frisur aussieht, wie ein invertiertes Stinktier, betreten die Bühne und spielen. [Ich würde jetzt gerne schreiben, dass sie gerockt haben und viel härter sind als auf Platte aber ich möchte nicht lügen. "Keep Your Hands Off My Girl" war ganz lustig und "The River" hatte härtere Ansätze - mehr gibt es nicht zu berichten!]
Noch während Good Charlotte auf der Bühne sind, begeben wir uns zur Alternastage und gesellen uns zu Herrn R. nebst Freundin, um den letzten Klängen von Paolo Nutini zu lauschen. Das wäre mit Sicherheit die bessere Alternative gewesen...
Kaum ist Mr. Nutini allerdins von der Bühne, meldet sich das kleine 14-jährige Groupie-Mädchen in mir und verlangt den Wellenbrecher zu überwinden. Geplärrt, getan. Wir gehen rein und während Maximo Park auf die Bühne kommen und die Herrschaften neben mir lieber auf Distanz bleiben, folge ich weiter der inneren pubertierenden Stimme und mache mich auf, den einzig angemessenen Platz einzunehmen: Reihe 3!
Es ist der Hammer! Wie schon letztes Jahr im JZE und auch dieses Jahr im EinsLive-Salon ist das Live-Erlebnis Maximo Park eine Liga für sich. Sie haben keine Lightshow, sie haben keine sonstigen Special-Effects und sie haben auch keine hübsche Bassistin. Maximo Park haben sich und ihre fantastische Musik gepaart mit unbändiger Energie, Spielfreude und einem riesigen Sympathielevel. Gott sei Dank, hat Christoph es am Vorabend nicht geschafft Paul und seine Jungs durch 50-maliges Spielen von "Going Missing" zu entkräften. Vielleicht schaffst Du es ja beim nächsten Mal! ;-)
Nachdem besagter Song noch in meinen Ohren verweilt und The Park viel zu früh von der Bühne müssen, ist es Zeit für mich wieder zu Captain Kück zurückzukehren. Abgekämpft, verschwitzt aber glücklich mime ich die Grinsekatze und nehme die Umbaupause kaum wahr. Erst als das Publikum beherzt aufjubelt, wird mein Dokumentationsreflex ausgelöst und die Kamera auf die Bühne ausgerichtet:
The Kooks eröffnen mit "Seaside". Das ist ja mal überraschend.
Während ich mir mal wieder vorkomme, als würde ich gleich morgen meine erste Rentenzahlung in Empfang nehmen dürfen, spielen die blutjungen Engländer ein beherztes Live-Set. "Naive", "She Moves In Her Own Way" und "Ooh La" werden wie erwartet vom Publikum mitgesungen. Allerdings scheint auch der Rest einen hohen Bekanntheitsgrad zu haben. Ich hätte nicht gedacht, dass die Jungs aus Brighton hier (bei Rock Am Ring) so viele Fans haben.
Während "Matchbox" zum Besten gegeben wird, kribbelt es wieder in mir: Ich will nach vorne! The Kooks sind zu gut, um sie von der Distanz zu konsumieren. Ich will dahin, wo die Action ist. Nur die Gewissheit, dass ich auch noch ein wenig Energie für den Headliner brauche, hält mich zurück.
Mittlerweile ist es 20.30 Uhr und wir haben es uns mit Laugenbrezeln und Käsestangen auf den zur Alternastage abfallenden Hang bequem gemacht, um Mia. zu sehen. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt:
Ja, Jean-Michel Tourette von Wir Sind Helden mischt sich unter das Festival-Publikum und schaut sich Mia. an. Sympathischer Typ!
Aber zurück zur spielenden Fraktion: Mieze macht dem Auftrittsmotto "Zirkus" alle Ehre und moderiert wie ein Zirkusdirektor von Sensation zu Sensation. Obwohl ich - mal abgesehen von "Tanz Der Moleküle" und "Hungriges Herz" - mit der Band bisher nicht viel anfangen konnte, reißt mich die Live-Darbietung mit. Man kann entspannt dem sympathischen Bühnen-Treiben folgen. Auch mal schön.
"Gestatten, Headliner der Name" mit diesen Worten begrüßen Die Ärzte ihr Publikum. Der Beginn einer famosen Party und eines würdigen Festival-Ausklangs. Geschätzte 70.000 Leute stehen vor der Centerstage und singen nahezu jeden Song mit. Gerade bei den Klassikern "Zu Spät", "Westerland" und "Elke" gibt es keinen stummen Zuschauer. Diese Mitsing-Begeisterung gipfelt in der Anti-Nazi-Hymne "Schrei Nach Liebe". Recht so!
Fast noch besser, als der musikalische Teil ist die Interaktion der drei Akteure zwischen den Songs: Comedy vom Feinsten. Dabei muss das Publikum natürlich ordentlich mitmachen und so finde ich mich mal gen VIP-Logen gerichtet "Scheiß Tribüne"-gröhlend und mal in mitten einer Sitz-Laola wieder. Selbst wenn man die Musik nicht mögen würde, hätte man hier Spass!
Beeindruckend ist auch das Bild, dass die Leinwand immer wieder präsentieren darf: Im vorderen Bereich wird ein mehrere Meter umfassender Freiraum gebildet, in den sich hunderte Pogo-Wütiger hinein stürmen und anfangen zu "tanzen". Irre!
Ja, und mit diesem Erlebnis endet für Captain Kück und mich Rock Am Ring 2007. Wir sind mal wieder viel zu platt, um die folgende Band zu sehen und begeben uns auf den Weg zu Bett und Herd. Dabei lauschen wir der Stimme von Judith Holofernes, die ihr Liedgut auf der Alternastage zum Besten gibt und ich frage mich, ob ich Jean-Michel Tourette nicht einen kleinen Besuch schuldig gewesen wäre. So als Dank für das Foto...
...meine Waden, mein Rücken, meine Schultern, meine Füße und auch meine Oberschenkel sind sich aber einig und brüllen mich an: "Geh nach Hause, alter Mann! Rock Am Ring gibt es auch im nächsten Jahr!"
Die Zubereitung des gestrigen Abendschmauses (Chilli Con Carne) hat länger gedauert, als gedacht, so dass wir unsere erste Nacht im mobilen Loft erst gegen 03.30 Uhr antreten konnten. Entsprechend ärgerlich war dann natürlich auch der Umstand, dass ich bereits um 06.45 Uhr meine erste Begegnung mit einem Festival-Dixie-Klo machen musste. Nähere Details erspare ich Euch, nur so viel: Ich hatte mit schlimmeren Bedingungen gerechnet...
Zu den bereits genossenen drei Stunden Schlaf gesellten sich nach meinem frühmorgendlichen Ausflug über das Campinggelände erfreulicherweise noch weitere vier Stunden, so dass ich einen Gesamtschlaf von sieben Stunden im Haben verbuchen kann. Korrekt!
Schnell wird der Innenraum von der Schlafzelle in die Wohnzelle transformiert und kurz darauf köchelt das Kaffeewasser, während daneben vier Spiegeleier in der Pfanne brutzeln. Freunde, das ist ein Leben, ich sag' es Euch, so etwas gibt es sonst nicht mal at home.
Während wir also dem Wasser beim erhitzen zuschauen und den gestrigen Tag noch einmal Revue passieren lassen, passiert das (für mich) Unglaubliche: Der Captain öffnet den Kühlschrank, greift sich eine Flasche und kurz darauf fließ der Gerstensaft seine Speiseröhre hinunter. Bier als erstes Nahrungsmittel?!? Ich muss noch so Einiges lernen...
Mittlerweile ist es nach 13.00 Uhr und die Sonne scheint dem Captain und mir auf den nackten Oberkörper, während wir einer holländischen (Schüler-?)Band lauschen, die direkt neben unserem Loft musizieren. Songs von AC/DC bis Muse gibt es von der Gitarre, dem Bass und den Drums auf die Ohren. Auf Gesang wird dabei meistens verzichtet. Natürlich darf bei so einem Event das gepflegte Jever nicht fehlen. Merke: Bier zum Frühstück ist "bäh", danach geht es aber recht gut!
Kaum ist das Bierchen auf, heißt es dann auch schon T-Shirt an, Weg-Bierchen schnappen und ab zum Gelände. Diesmal führt uns der Weg allerdings erst in den angrenzenden Wald, um mit den Herren W. und B. inklusive Nachbarn und dem ebenso anwesenden Floh82 noch ein wenig vorzuglühen...
15.30 Uhr: 30 Seconds To Mars betreten die Bühne und eröffnen mit "A Beautiful Lie". Wir erleben den Auftritt diesmal aus dem Areal direkt vor der Bühne. Der Blick ist super, der Sound durchwachsen. So versinkt der Opener erstmal komplett im Lärm. Erst beim dritten Song wird es für die Ohren erträglicher. Die Jungs um Jared Leto können da nichts für, aber: Hallo, Tontechniker???
Beeindruckend ist, wie erhaben sich der spindeldürre Frontmann über die Bühne bewegt und dabei kraftvoll und lautstark seine Texte ins Publikum befördert. Einmal führt ihn sein Weg sogar die Bühnenverstrebung hoch. Respekt!
Nach 30 Seconds To Mars kommen die australischen Rocker von Wolfmother auf die Bühne und überraschen mich auf ganzer Linie. Klar, Songs wie "Woman" oder "The Joker And The Thief" sind ganz cool aber dennoch nichts für meinen alltäglichen Musikkonsum. Live allerdings gehen die Aussies ab, wie Schmidts Katze (die sprichwörtliche, nicht meine)! Was für Old-School-Gitarrensoli! Was für große Gesten! Was für ein Fest!!!!
Während Wolfmother die Bühne verlassen und ich mich ärgere, nicht doch schon zu den Fratellis hiergewesen zu sein, wird es voller. Die Kaiser Chiefs locken noch ein paar Hundert Besucher nach vorne.
Es ist also kuscheliger geworden im Bereich zwischen Bühne und Wellenbrecher, als die Engländer die Bühne betreten und alle meine Erwartungen übertreffen. Während ich nach "Ruby" die Lust auf die Band verloren hatte und "Yours Truly, Angry Mob" diese nur bedingt wieder herstellen konnte, rechnete ich mit einem mittelmäßigen Auftritt. Ja, und jetzt finde ich mich springend bei "Everything Is Average Nowadays" wieder und "Ruby" wird auch lauthals mitgesungen. Ein Highlight ist das publikumfordernde "The Angry Mob".
Gerade habe ich mich an den wenigen Platz gewöhnt, da ist der Kaiser-Chiefs-Auftritt auch schon vorbei und es fließen weitere Menschen zu uns. Mittlerweile müssen hier drei Menschen auf einen Quadratmeter kommen...
Der Grund für die Zuwanderung weiterer Menschen ist die schwedische Band Mando Diao, die gerade die Bühne betritt und vom ersten Ton an die Massen im Griff hat. Während um mich herum totale Ekstase ausbricht, empfinde ich den Auftritt als ordentlich. Selbsterverständlich feiere ich den ein oder anderen Song auch ab, aber insgesamt kann ich den Riesen-Hype um die Jungs nicht verstehen. [Ich mache mich an dieser Stelle schon mal auf den Kommentar einer Bloggerin gefasst, die mir bestimmt ganz und gar nicht zustimmt!]
Der musikalische Schwedenhappen hat die Bühne verlassen und wir folgen dem anhaltenden Bierdurst und versuchen aus dem vorderen Areal hinauszugelangen. Das erweist sich als äußerst schwierig, da mehrere Hundert Besucher versuchen sich durch das Nadelöhr im Wellenbrecher nach draußen zu quetschen, während noch mehr Menschen versuchen, durch das Nadelöhr nach drinnen zu gelangen. Es folgt, was folgen muss: Massenpanik! Weinende Mädchen, steigende Aggressionen und überforderte Security-Leute. Das muss ich nicht nochmal haben!
Die folgenden Beatsteaks sehen wir uns nach dem ganzen Trouble entspannt aus dem hinteren Bereich an. Es ist die zweite handfeste Überraschung für mich: Die Berliner schmeißen eine Wahnsinns-Party und jeder feiert mit. "Hand In Hand", "Jane Became Insane", "Hello Joe", "Let Me In", "Cut Off The Top" und das jetzt schon legendäre "Summer". Die Jungs können nur geile Songs schreiben und wissen, wie man sie live präsentieren muss. Zwischen die bekannten Hits, mischen Arnim und seien Jungs die ein oder andere B-Seite, die andere musikalische Facetten aufzeigen: Punk und witzige Powerballaden beherrschen die Beatsteaks auch!
Mittlerweile hüllt sich das Festivalgelände in Dunkelheit und bietet den richtigen Rahmen für das furiose Live-Comeback der Smashing Pumpkins. Billy Corgan schreitet in ein weißes Gewand gehüllt auf die Bühne, zelebriert seinen Auftritt und eröffnet mit "Today". Fast nahtlos knüpft die ebenfalls komplett in weiß gehüllte Band "Bullet With Butterflywings" an den Opener an. Fantastisch! Einfach fantastisch! Der Show-Aspekt fällt erwartungsgemäß eher mager aus. Das einzige visuelle Highlight ist das (viel zu seltene) Erscheinen des Bass-Leckerchens auf der Leinwand.
Nach "Tonight, Tonight" folgen der Captain und ich dem Ruf unseres Lofts und verlassen das Festivalgelände. Die Smashing Pumpkins verabschieden uns mit "Disarm".