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Tourdaten 2007

12.02. The Decemberists (Prime Club, Köln) | 09.03. The Killers (Palladium, Köln) | 27.03. Fall Out Boy (Live Music Hall, Köln) | 18.04. Maximo Park (1LIVE-Salon, Köln) | 08.05. Bloc Party (E-Werk, Köln) | 25.05. Roger Cicero (LTU-Hangar 8, Düsseldorf) | 01.06. - 03.06. Rock Am Ring (Nürburgring, Nürburg) | 16.10. Maximo Park (E-Werk, Köln) | wird fortgesetzt
08. Juni 2007 - 13:30 Uhr

Rock Am Ring 2007 - Der dritte Tag

Musik: Stille

Es ist 12.00 Uhr: Das Rührei brutzelt in der Pfanne, das Kaffeewasser köchelt und Captain Kück hat sein erstes Bier geöffnet. Was gestern noch neu und ungewohnt erschien, ist heute schon normal und liebgewonnene Tradition. Während ich also mit dem Messer in der Pfanne rumstocher, um das Rührei in Bewegung zu halten, baut das Gros unserer Nachbarschaft ihre Lager ab. Die gestern noch im eigenen Müll sitzenden Rocker räumen sogar ihren Abfall zusammen. Nur vereinzelt werden Zelte und Stühle einfach zusammengetreten...

Gegen 15.30 Uhr stehen wir mit unseren Weg-Bierchen an der Haltestelle des Shuttle-Busses. Es ist die bittere Realität: Die letzten zwei Tage haben uns alte Säcke so mitgenommen, dass wir unsere letzten Kraftreserven nicht für den Gewaltmarsch zum Festivalgelände aufbrauchen wollen. Würden wir per pedes losziehen, wären wir wohl spätestens bei The Kooks auf persönliche Altenpfleger angewiesen.

Die Fahrt war lustig, der Fahrer wohl besoffen. Egal, jetzt sind wir also (zum ersten Mal) entspannt am Haupteingang angekommen und begeben uns aufs Festivalgelände. Ich, der heute Dixie-Klo und Plastiktüte abgeschworen hat, bin auf der Suche nach dem bequemen Porzellan und ja, wen trifft man auf dem Weg dorthin?!? - Den Herrn R. aus Solingen. Die Welt ist ein Vampir Dorf.



17.00 Uhr: Good Charlotte inkl. Joel Reuben Madden, der mit seiner Frisur aussieht, wie ein invertiertes Stinktier, betreten die Bühne und spielen. [Ich würde jetzt gerne schreiben, dass sie gerockt haben und viel härter sind als auf Platte aber ich möchte nicht lügen. "Keep Your Hands Off My Girl" war ganz lustig und "The River" hatte härtere Ansätze - mehr gibt es nicht zu berichten!]



Noch während Good Charlotte auf der Bühne sind, begeben wir uns zur Alternastage und gesellen uns zu Herrn R. nebst Freundin, um den letzten Klängen von Paolo Nutini zu lauschen. Das wäre mit Sicherheit die bessere Alternative gewesen...
Kaum ist Mr. Nutini allerdins von der Bühne, meldet sich das kleine 14-jährige Groupie-Mädchen in mir und verlangt den Wellenbrecher zu überwinden. Geplärrt, getan. Wir gehen rein und während Maximo Park auf die Bühne kommen und die Herrschaften neben mir lieber auf Distanz bleiben, folge ich weiter der inneren pubertierenden Stimme und mache mich auf, den einzig angemessenen Platz einzunehmen: Reihe 3!

Es ist der Hammer! Wie schon letztes Jahr im JZE und auch dieses Jahr im EinsLive-Salon ist das Live-Erlebnis Maximo Park eine Liga für sich. Sie haben keine Lightshow, sie haben keine sonstigen Special-Effects und sie haben auch keine hübsche Bassistin. Maximo Park haben sich und ihre fantastische Musik gepaart mit unbändiger Energie, Spielfreude und einem riesigen Sympathielevel. Gott sei Dank, hat Christoph es am Vorabend nicht geschafft Paul und seine Jungs durch 50-maliges Spielen von "Going Missing" zu entkräften. Vielleicht schaffst Du es ja beim nächsten Mal! ;-)



Nachdem besagter Song noch in meinen Ohren verweilt und The Park viel zu früh von der Bühne müssen, ist es Zeit für mich wieder zu Captain Kück zurückzukehren. Abgekämpft, verschwitzt aber glücklich mime ich die Grinsekatze und nehme die Umbaupause kaum wahr. Erst als das Publikum beherzt aufjubelt, wird mein Dokumentationsreflex ausgelöst und die Kamera auf die Bühne ausgerichtet:



The Kooks eröffnen mit "Seaside". Das ist ja mal überraschend.
Während ich mir mal wieder vorkomme, als würde ich gleich morgen meine erste Rentenzahlung in Empfang nehmen dürfen, spielen die blutjungen Engländer ein beherztes Live-Set. "Naive", "She Moves In Her Own Way" und "Ooh La" werden wie erwartet vom Publikum mitgesungen. Allerdings scheint auch der Rest einen hohen Bekanntheitsgrad zu haben. Ich hätte nicht gedacht, dass die Jungs aus Brighton hier (bei Rock Am Ring) so viele Fans haben.
Während "Matchbox" zum Besten gegeben wird, kribbelt es wieder in mir: Ich will nach vorne! The Kooks sind zu gut, um sie von der Distanz zu konsumieren. Ich will dahin, wo die Action ist. Nur die Gewissheit, dass ich auch noch ein wenig Energie für den Headliner brauche, hält mich zurück.

Mittlerweile ist es 20.30 Uhr und wir haben es uns mit Laugenbrezeln und Käsestangen auf den zur Alternastage abfallenden Hang bequem gemacht, um Mia. zu sehen. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt:



Ja, Jean-Michel Tourette von Wir Sind Helden mischt sich unter das Festival-Publikum und schaut sich Mia. an. Sympathischer Typ!
Aber zurück zur spielenden Fraktion: Mieze macht dem Auftrittsmotto "Zirkus" alle Ehre und moderiert wie ein Zirkusdirektor von Sensation zu Sensation. Obwohl ich - mal abgesehen von "Tanz Der Moleküle" und "Hungriges Herz" - mit der Band bisher nicht viel anfangen konnte, reißt mich die Live-Darbietung mit. Man kann entspannt dem sympathischen Bühnen-Treiben folgen. Auch mal schön.



"Gestatten, Headliner der Name" mit diesen Worten begrüßen Die Ärzte ihr Publikum. Der Beginn einer famosen Party und eines würdigen Festival-Ausklangs. Geschätzte 70.000 Leute stehen vor der Centerstage und singen nahezu jeden Song mit. Gerade bei den Klassikern "Zu Spät", "Westerland" und "Elke" gibt es keinen stummen Zuschauer. Diese Mitsing-Begeisterung gipfelt in der Anti-Nazi-Hymne "Schrei Nach Liebe". Recht so!
Fast noch besser, als der musikalische Teil ist die Interaktion der drei Akteure zwischen den Songs: Comedy vom Feinsten. Dabei muss das Publikum natürlich ordentlich mitmachen und so finde ich mich mal gen VIP-Logen gerichtet "Scheiß Tribüne"-gröhlend und mal in mitten einer Sitz-Laola wieder. Selbst wenn man die Musik nicht mögen würde, hätte man hier Spass!
Beeindruckend ist auch das Bild, dass die Leinwand immer wieder präsentieren darf: Im vorderen Bereich wird ein mehrere Meter umfassender Freiraum gebildet, in den sich hunderte Pogo-Wütiger hinein stürmen und anfangen zu "tanzen". Irre!



Ja, und mit diesem Erlebnis endet für Captain Kück und mich Rock Am Ring 2007. Wir sind mal wieder viel zu platt, um die folgende Band zu sehen und begeben uns auf den Weg zu Bett und Herd. Dabei lauschen wir der Stimme von Judith Holofernes, die ihr Liedgut auf der Alternastage zum Besten gibt und ich frage mich, ob ich Jean-Michel Tourette nicht einen kleinen Besuch schuldig gewesen wäre. So als Dank für das Foto...
...meine Waden, mein Rücken, meine Schultern, meine Füße und auch meine Oberschenkel sind sich aber einig und brüllen mich an: "Geh nach Hause, alter Mann! Rock Am Ring gibt es auch im nächsten Jahr!"

[Kategorie: Musik]

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Zuletzt aktualisiert: 29. Nov, 16:39

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